Das Lenzerheide Motor Classics 2025 zeigte eindrücklich, wozu Oldtimer in der Lage sind

Vom 13. bis 15. Juni fand bereits das zwölfte Lenzerheide Motor Classics statt. Bei diesem Motorsportfestival mit Rennläufen und Showfahrten ist man ganz nahe bei den Fahrzeugen und bekommt als Zuschauer die pure Kraft dieser klassischen Fahrzeuge mit. streetwheelz1 war im Fahrerlager und an der Piste und berichtet von den Eindrücken.

Einst das schnellste Serienauto der Welt, verzaubert der Jaguar XK120 Roadster aus den frühen 1950er-Jahren noch immer mit seinem zeitlosen Charme. (Bild aus einem Video von streetwheelz1)

Eine halbstündige Postautofahrt von Chur entfernt, präsentiert sich die Hochebene von Lenzerheide-Valbella (1500 m.ü. Meer) idyllisch eingebettet in die Bündner Alpen. Der Schweizer Ferienort ist bei Freunden von Aktivferien beliebt. So sind jetzt, in der warmen Jahreszeit, viele Mountainbiker unterwegs, welche sich von der Bergbahn zum Parpaner Rothorn hochtragen lassen. Über den Heidsee gleiten Segelboote.

Diese brüllende Nachbildung eines Blitzen-Benz aus dem Jahr 1909 erinnert an eine Zeit, als 200 PS und 200 km/h weltbewegende Leistungen waren. (Bild aus einem Video von streetwheelz1)

In diesem Setting befindet sich das Herz des Events. Auf dem Parkplatz finden die Zuschauer Festzelte und Verpflegung. Über eine Überführung direkt über die Fahrbahn gelangt man zum Fahrerlager, welches sich in langgestreckten Zelten befinden. Ein grosser Bonus ist hierbei auch, dass man - mit dem nötigen Respekt - als Zuschauer dort alle Vorbereitungs-Aktivitäten aus nächster Nähe mitverfolgen und die Fahrzeuge ganz genau betrachten kann. Immer wieder heult irgendwo ein Motor auf, der getestet oder warmlaufen muss. Die Mechaniker sind am Schrauben. Hier und da ist ein Hubraum geöffnet und legt den Motor offen. Bei einigen Formel-Rennwagen ist gar die Verschalung abmontiert. Definitiv bieten sich hier seltene Einblicke und Impressionen.

Seltener Anblick: Ein Formel-Auto mit freiem Blick auf die BMW M Power Unit, Slicks und das Fahrwerk
(Bild aus einem Video von streetwheelz1)

Der Rundkurs um den Wald ist 2‘450 m lang und kurvig. Vor allem die scharfe Rechtskurve direkt beim Startpunkt hat es in sich. Besonders die scharfe Rechtskurve beim Start erwies sich beim ersten Rennen am Samstag als anspruchsvoll. Ein Ford Anglia 10SE (1959–1968) verlor dort kurzzeitig die Kontrolle und touchierte die Abschrankung. Der Fahrer blieb zum Glück unverletzt, das Fahrzeug musste jedoch geborgen werden.

Zwei Räder über dem Boden: Diese enge Kurve verlangte den Fahrern alles ab. (Foto: streetwheelz1)

Es war genau diese knifflige Kurve, in welcher auch manch anderer Klassiker leicht mit den Rädern abhob. Doch gerade dies macht das Rennen auch so spektakulär. Steht man direkt hinter der Abschrankung, wenn die Autos verbeipreschen, ist der Sound brutal. Man spürt die Wucht der Fahrzeuge, die Vibration, den Luftzug. Es ist respekteinflössend und ein Nervenkitzel zugleich. Wie muss es sich erst für die Fahrer anfühlen? Beim Fahrerlager trug sich, sinngemäss, folgende Unterhaltung zu: «Viel Erfolg!» wünschte der Bekannte dem Fahrer. Dieser winkte gelassen ab: «Danke, aber es geht ja nicht auf Zeit.» Doch davon merkte man beim Rennen gar nichts. Zumindest beim Zuschauen wirkte es so, als gingen die Fahrer hart ans Limit. Ihre Fahrpräzision und die Kontrolle über das Fahrzeug mit dem starken Motor war beeindruckend.

Bei der Parade am Freitag stand nicht die Geschwindigkeit im Vordergrund. (Foto: streetwheelz1)

Dieser Event zeigt eines sehr deutlich: Oldtimer sind keine lahmen Enten.
Sie können sehr brachial sein, laut, die Grenzen auslotend. In diesen Maschinen steckt nicht nur viel Geschichte, Pflege und Liebe zum Detail, sondern durchaus auch ein starker Motor.

Ein De Tomaso Pantera in Rennausführung bei den Lenzerheide Motor Classics. (Foto: streetwheelz1)

Das zeigten nicht nur die Formel-Fahrzeuge wie der Chevron B19 (ca 1971-1972), sondern auch viele weitere Klassiker mit Motorsport-Geschichte, darunter u.a. folgende Modelle: Ford Escort (ca. 1968–1975), Toyota AE86 (1983–1987), Alpine A110 (1962–1977), Porsche 911 (ca. 1964–1973), Alfa Romeo 155 (1992–1998), Ferrari 208 GT4 (1975–1980), Mercedes-Benz SSK (1928–1932), Jaguar XK120 Roadster (1948–1954), Porsche 914 (1969–1976).

Auch Motorräder sind Teil der Lenzerheide Motor Classics. (Foto: streetwheelz1)

Eine Frage stellt sich: Was ist eigentlich ein Klassiker? Trotz der ja eigentlich klaren Einteilung von Oldtimern (Alter 30 Jahre oder älter) und Youngtimern (Alter 20 bis 29 Jahre), verschwimmen die Grenzen letztlich. Alles ist auch eine Frage der Perspektive. Im Grunde ist ja jedes Auto von heute der Klassiker von morgen. Wird ein Auto nicht mehr hergestellt, ist es bereits Teil der Geschichte. Insofern war es völlig passend, dass sich immer mal wieder jüngere Modelle ins Spiel brachten: So fiel ein Porsche-Trio sehr positiv auf mit einem 911 GT3 RS (seit 2022) in Neonfarben, einem 911 GT3 Cup (991.2, 2017-2020) und einem 911 GT33 Cup (997, ca 2006-2012), welche lautstark die Rennstrecke vereinnahmten. Ebenso sorgten ein KTM X-Bow (seit 2016), eine Corvette ZR1 (2009 -2013) und ein Ferrari Italia (2009-2015) für grosses Zuschauerinteresse. Wenn man zudem schon mal das Vergnügen hatte, schöne Lambos bei ihrer behäbigen Spazierfahrt durch die Zürcher Innenstadt zu bewundern, war es hier im Bündnerland wohl für manchen Zuschauer eine wunderbare Steigerung, ein solches Geschoss auch mal im Vollgas-Modus zu sehen. Für die entsprechenden Impressionen sorgte ein goldener Lamborghini Aventador SVJ (2018-2021).

Vorbereitung auf die Lenzerheide Motor Classics – Fahrer und Mechaniker tanken und checken den Reynard-Formelwagen im Fahrerlagerzelt vor dem nächsten Lauf. (Bild aus einem Video von streetwheelz1)

Ein absolutes Highlight war zudem die folgende Darbietung eines Nissan 350Z (2002–2009) sowie eines BMW M2 (2015–2021): Gemeinsam führten die beiden Sportwagen sozusagen ein brachiales Drifting-Ballett auf. Quietschend, grollend, brummend zeichneten sie im Synchronlauf wunderbare Reifenspuren auf die Strecke, schön geschwungene Kurven, fast schon, wie man es im Geometrieunterricht in der Schule lernt.

Sie können driften: Die beiden Autos boten dem Publikum eine atemberaubende Show. (Bild aus einem Video von streetwheelz1)

Lenzerheide Motor Classics ist definitiv ein Event, bei dem es zur Sache geht. Mit krassem Sound, dem Geruch von Benzin und verbrannten Reifen, dem Kreischen von Rädern und dem Aufheulen von Motoren. Leidenschaft für grossartige Fahrzeuge kennt kein Alter.

Über Lenzerheide Motor Classics:

Lenzerheide Motor Classics besteht bereits seit 2011 und bietet die höchstgelegene Rundstrecke Europas. Rund 250 Fahrzeuge präsentierten sich dem Publikum.

Das Programm des Anlasses zog sich über drei Tage. Am Freitag fand um 18 Uhr die Parade statt, bei welcher die Fahrzeuge vom Fahrerlager nach Lenzerheide fuhren. Samstag und Sonntag standen dann ganz im Zeichen des Rennens. Hierbei waren verschiedene Kategorien am Start:
«Kampf der Zwerge», «GT & Tourenwagen», «Motorräder», «GT & Tourenwagen», «Formel & offene Sportwagen», «Wie die Wilden» sowie die Oldtimer-Dorfgruppe und Autogaragen.

Webseite: https://www.lenzerheidemotorclassics.ch

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